es gibt momente, da stößt man mit dem schienbein hart gegen ein querliegendes stück realität.
augenblicke, in denen man stumm und ratlos vor einem phänomen steht, das sich der emotionalen erfassung und einordnung in das eigene leben und erleben hartnäckig widersetzt.
eine dieser schrecksekunden durchfuhr mich letztens, nachdem ich, hungrig auf dem nachhauseweg einen zwischenstopp einlegend, von einer freundlichen verkäuferin ein noch warmes, lecker riechendes dunkles brot mit krosser kruste - oh, wonne! - entgegengenommen hatte, am fahrrad - heftig speichelnd - die papiertüte noch einmal öffnete, um meiner nase diesen flüchtigen duft in fülle zuteil werden zu lassen und beim einpacken in den rucksack auf eben jener tüte folgendes schriftzuges gewahr wurde: "besuchen sie uns im internet!"
ledaeth - 27. Jan, 20:40
so würde meine taxigesellschaft heißen. beschäftigt wären nur studenten. und je nach studienrichtung des fahrers gäbe es ein menü, eine hinter der sonnenblende ausklappbare karte mit gesprächsthemen, aus denen der fahrgast (zu einem geringen aufpreis) wählen könnte, um sich die reisezeit zu verkürzen und weiterzubilden.
ideal für prüfungskandidaten.
hat jemand interesse?
p.s.: "intellektuelles taxi" wäre zwar der angestrebten wissensbreite angemessener, klingt aber zu abgehoben. vielleicht "akademisches taxi"?
p.p.s.: gespräche über das wetter - ausgenommen meteorologische theorien - kosten doppelt!
p.p.p.s.: habe ich das grade geklaut? vielleicht von monty python? irgendwo gibt's doch so eine filmszene mit einem restaurant, in dem nur gesprächsthemen auf der karte stehen...
ledaeth - 26. Jan, 17:54
und wieder eine erkenntnis, die - trotz unzulässiger vermischung unterschiedlicher rollenspielsysteme und -termini - unbedingt auf mein virtuelles charakterblatt gehört:
immunität gegen bashing damage
anfällig für piercing damage
(mit dank an tobi)
ledaeth - 25. Jan, 03:48
ich habe zwei wochen gelernt, ich habe eine stunde geredet, ich wurde benotet.
ich habe zwei wochen lang gekämpft. mit dem gefühl, vor einer unlösbaren aufgabe zu stehen, unbestimmten erwartungen gerecht werden zu müssen. aus dem stand von nichts auf magister springen zu sollen. jeden tag wieder bis zur völligen erschöpfung die zur verfügung stehende kraft aufgeteilt auf verdrängen von angst und aufbringen von lernmotivation. gekämpft gegen meine standardstrategie in problemsituationen: stillhalten und aussitzen.
ich habe eine stunde lang das erworbene wissen wiedergegeben. aufgeregt aber sicher begonnen, dann mit jeder zweideutigkeit, jeder unbeantworteten frage mehr verloren, mich schwitzend in rage geredet, keinen fokus, aus dem konzept gebracht, letztlich nur noch verzweifelt halbe sätze stammelnd.
meine leistung wurde bewertet mit 2,7.
warum ich das hier berichte?
weil ich zum ersten mal in meinem leben in vollem bewusstein die steuerbarkeit der ereignisse begriff.
mein vortrag entsprach meinem lernvermögen. die note entsprach meinem vortrag. alles ging mit rechten dingen zu. eins ergab das andere. eine kausalkette von wunderbarer offensichtlichkeit.
und am anfang der ereignisse stand ich.
nicht die situation hat bestimmt, wie ich mich zu verhalten habe.
nein. ich habe bestimmt, wie die situation aussieht.
und das ist, so weh es auch tut, so etwas in einem alter von 30 jahren zugeben zu müssen, ein ungewohntes gefühl.
eine neue erfahrung.
ledaeth - 22. Jan, 12:46
„Wir leben in einer von Dichotomien geprägten Kultur. Dichotomien bestimmen unser Denken: Gott und Teufel, Himmel und Hölle, gut und böse, langue und parole, Natur und Kunst, Gefühl und Verstand, und viele andere mehr.
Die Dichotomien ‚Natur versus Kunst’ und ‚Instinkt versus Vernunft’ haben sich für ein Verständnis dessen, was Kultur ist, und dessen, was eine Sprache ist, als besonders hinderlich erwiesen. […] Wenn ich einen deutschen Satz korrekt bilde oder den Verzehr von Hundefleisch verabscheue oder lieber Hosen statt Röcke trage oder es vorziehe, auf einem Stuhl statt auf dem Fußboden sitzend zu essen, folge ich dann meiner Vernunft oder meinem Instinkt? Keinem von beiden! Ich folge Traditionen, die sich herausgebildet haben; ich folge sozialen Regeln. […]
Das instinktgeleitete Verhaltensrepertoire ist millionenfach und jahrtausendelang bewährt. Es ist zwar unflexibel, aber in höchstem Maße zuverlässig. Das regelgeleitete Verhaltensrepertoire ist ebenfalls mitunter millionenfach und jahrzehnte- bis jahrhundertelang bewährt. Es ist sozusagen von mittlerer Flexibilität bei mittlerer Zuverlässigkeit. Es verbindet Stereotypie des Handelns mit relativ hohem Bewährungsgrad. Vernunftgeleitetes Handeln ist demgegenüber höchst riskant. Es erlaubt vollständige Anpassung an jede neue Bedingung, bei vollem Risiko des Scheiterns. In großem Stil das vollständig Verkehrte zu tun, ist ausschließlich dem Menschen gegeben. Denn es setzt die Fähigkeit zu vernunftgeleitetem Handeln voraus.“
Rudi Keller (2003): Sprachwandel. S.63ff.
„1. Es gibt Dinge, die nicht Ziel menschlicher Intentionen sind und nicht Ergebnisse menschlicher Handlungen (der aufrechte Gang, die Bienensprache, das Wetter, die Alpen).
2. Es gibt Dinge, die Ergebnisse menschlicher Handlungen sind und Ziel ihrer Intentionen (der Kölner Dom, ein Kuchen, das Ghetto in Soweto, Esperanto).
3. Es gibt Dinge, die Ergebnisse menschlicher Handlungen, nicht aber Ziel ihrer Intentionen sind (die Inflation der DM, der Trampelpfad über den Rasen, das Ghetto in Harlem, unsere Sprache).“
ebd., S.84f.
ledaeth - 10. Jan, 14:16
nicht was will ich sondern
wie geht es mir mit dem was ich habe
nicht wohin gehe ich sondern
wie gefällt es mir dort wo ich bin
nicht wer bin ich sondern
wie
ledaeth - 4. Jan, 12:44
"Ahja, gut, dann fahr' ich am Besten hier rechts."
"Neinneinnein, was machen Sie denn, links lang."
"Oh, in Ordnung, wie Sie wollen. Und wie dann weiter?"
"Woher soll ich das wissen? Sie sind der Taxifahrer!"
ledaeth - 30. Dez, 16:34
und es begab sich zu jener zeit, als gitarrensoli noch eine halbe stunde dauerten und schlagzeuger anfingen, mit allen verfügbaren gliedmaßen gleichzeitig ihre trommeln zu bearbeiten, in jener guten alten zeit also, in der auch männern noch eine ausreichende menge haupthaar zugestanden wurde und die elektronik ihren weg in die tonstudios gerade erst anfing zu finden, da begab es sich, dass zwanzig jahre später zwei jungen geboren wurden, die nichts als musik und liebe im herzen trugen.
dummerweise hatten sie auch einen kopf, und in dem hatten sie einen ganzen haufen recht alberner ideen von geregeltem einkommen und abgeschlossenen ausbildungen und so ließen sie das musikmachen sein.
und wenn sie nicht gestorben sind, dann hadern sie noch heute.
ledaeth - 14. Dez, 00:12