Freitag, 11. Februar 2011

über-konsum

und plötzlich die erkenntnis, dass die häufig attestierte oberflächlichkeit der westmenschen ihrer sozialisation in der konsumorientierten marktwirtschaft entspringt. wer gezwungen ist, einen großteil seiner zeit auf das vergleichen vielfältiger, prinzipiell gleichwertiger angebote aufzuwenden, um das für sich perfekte herauszufiltern; wer diesen prozess als normal und alltäglich kennt und das ergebnis der langen suche als geglückten einsatz seiner intellektuellen fähigkeiten erlebt und über diese suche - da sie schon von der aufgewendeten zeit her einen prozentual recht hohen anteil an seinem leben ausmacht - auch gerne spricht und das ergebnis präsentiert (nicht einmal, um mit dem besitz anzugeben, sondern um zu zeigen, mit welchem aufwand und hohem geschick und daraus resultierender zufriedenheit er es bewerkstelligte)... eine solche person muss zwangsläufig oberflächlich wirken auf jemanden, der mit nur einer sorte auto/schokolade/kindertragehilfe aufwuchs und seinen geist auf andere dinge richtete.

keine großartige erkenntnis, vielleicht. und in jedem fall eine späte; zumindest für jemanden, der seit fast 20 jahren im westen lebt.
sie kam erst jetzt, weil ich erst jetzt gezwungen bin, mich diesem bisher als zu anstrengend und überflüssig abgelehnten informations- und auswahlprozess selbst auszuliefern.



p.s.: ist es nicht traurig, dass in all der auswahl so selten genau das zu finden ist, was man eigentlich wirklich haben möchte? dass man sich doch immer wieder mit dem nächstbesten zufrieden gibt? wozu dann sich durch hundert möglichkeiten wühlen?

p.p.s.: ist der allgemeine (männliche) überdruss am shoppen so zu interpretieren, dass ungefähr die hälfte der bevölkerung mit diesem system unzufrieden ist?

p.p.p.s.: liegen wir demnach völlig falsch mit der vermutung, in einer patriarchalischen gesellschaft zu leben? bzw.: hat die männlich dominierte gesellschaft ein system für frauen geschaffen, ohne es zu wollen und zu bemerken?
(ich entschuldige mich aufrichtig für diesen kurzen ausflug in die inzwischen comedian-dominierte - und daher völlig unbegehbare - welt der gender studies.)

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