psycho-tisch

Mittwoch, 16. Juli 2014

Rückblickend

Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut Menschen darin sind, Wahrnehmung und Wissen zu verbiegen, um sich nicht selbst betrachten zu müssen.
Muss so ein Selbstschutz-Ding sein.

Samstag, 26. Januar 2013

Ebenen

1. der Wortlaut des Gesprochenen
2. die ironische Brechung, durch Tonfall und Mimik vermittelt
3. die Kombination beider Bedeutungen; der unentschlossene, versöhnliche Mittelweg des "leben und leben lassen"
4. mitschwingende Assoziationen zum Wortlaut
5. Spielereien mit dem Wortlaut, neue Bedeutungen generierend
6. daraus resultierende weitere Assoziationen


Dieser Rattenschwanz kostet Verarbeitungszeit, ist anstrengend und erschwert die Kommunikation erheblich.
Macht aber viel mehr Spaß.



Und ist ein gutes Versteck.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Konditionierung

Ach, ihr Nächte von Neverwinter, was habe ich euch geliebt, gespielt, wieder und wieder. Die überschaubare Geschichte kaum wahrnehmend, galt es Kisten zu knacken und Levelgrenzen zu sprengen.
Von GOGs Jahresendrabatt vor die unfaire Frage gestellt, ob ich euch wieder auf der Festplatte haben möchte, musste ich - nach einigem Hadern - natürlich mit "Ja" antworten.
Ausschlaggebend war jedoch nicht die Aussicht auf noch einmal erlebte Abenteuer oder gar eine Neubewertung des Damaligen. Es war die Erinnerung an ein Geräusch: An das *pling*, mit dem ein neuer Eintrag im Quest-Log seine Existenz bekundet.
Vier Euro für eine Klingel, die Erfolg bekundet und die nächste Aufgabe stellt.
Konditionierung funktioniert wunderbar.

Montag, 4. Juni 2012

Zeit

Das Wetter ist beschissen und wir sitzen im Auto, damit der Kleine wenigstens aus der Wohnung rauskommt. Er fährt, das heißt er sagt "duuw-duuuw" und drückt auf allen erreichbaren Knöpfen herum.
Wenn er es nicht gerade ausschaltet, läuft Sambas "t.b.a."-Album im Radio. "Du bist so schön und / wir fahren beide weiter durch die Nacht ..." Eine Band, die ich einmal sehr mochte.
Bekannt gemacht hat uns Julia, Helges Freundin. Mit ihr verbinden mich heute noch diese Band und meine Silhouette in blau auf dem Heidelberger Bücherbus. Nicht das schlechtestes Erbe.
Mit Helge verband mich - lange vor, aber auch während Julias Zeit - die Liebe zum Computerspiel. Wir saßen zu zweit an Doom und Duke Nukem, einer laufend, einer schießend; wir levelten gemeinsam in Curse of the Azure Bonds (Himmel, fand ich das Cover-Girl betörend! Mit heutigen Augen betrachtet, ist sie eine etwas gruselige Mischung aus Tim Curry und Nena ... Aber das erinnerte Gefühl ist stärker.); wir erkundeten gemeinsam die dunklen Gänge von Ultima Underworld (Das ich gerade wieder spiele. Danke, GOG!).
Mein eigener Rechner, bzw. der meines Stiefvaters, war viel zu alt und langsam, um irgendetwas Zeitgemäßes darstellen zu können. Mit Nethack verbrachte ich zwar viele, viele wundervolle Stunden, aber der Versuch, ein Rennspiel namens "Stunts" zu starten, endete nach 20 Sekunden eingefrorenem Bild in der Mauer hinter der ersten Kurve.
Wenn ich mich richtig erinnere, war das derselbe Rechner, den wir in der Wendezeit aus Westberlin rüberschmuggelten, um Reden zu verfassen und Flugblätter zu drucken.
Naja, was heißt "wir". Ich bekam nicht allzuviel mit und verstanden habe ich noch viel weniger. Aber immerhin: Kriminell für eine gute Sache.
Ist das einer der Gründe, warum ich so gerne gutherzige Schurken spiele?

Jedenfalls war es Thomas' Rechner. Ich besuchte ihn damals noch ein letztes Mal, um meine Daten von der Festplatte zu holen. Und die der Schwester. Songtexte, Kurzgeschichten, Gedichte.
Danach sah ich ihn nie wieder. Plötzlich sind 15 Jahre vorbei und er ist tot. Herzinfarkt mit 61. Das war zu erwarten.

Was mache ich jetzt mit all diesen Linien in meinem Kopf, den Verbindungen, die in diese Zeit zurückweisen?
Die Pfade sind schmal, trocken und staubig. Verödet, ungenutzt.

Manchmal offenbaren sie sich.

Das tut gut.

Mittwoch, 24. Juni 2009

liebesbekenntnisse

"du bist keine Schönheit" sang herbert und ich war begeistert. konnte es einen schöneren beginn für eine liebeserklärung geben?
erst sehr viel später begriff ich, dass er keine frau meinte.
damit machte das lied zwar plötzlich viel mehr sinn, aber der satz war geprägt, der sinn festgelegt. die melodie begleitet mich seitdem in allen möglichen und unmöglichen kontexten.

augestattet mit einfühlungsvermögen und empfangsbereitschaft stets auf der suche nach sendenden frauen.
viele kommunizieren mit dem gesicht, andere mit der körperhaltung, doch in den meisten fällen ist die maske offensichtlich. die hohlform, in die sie sprechen, das gerüst, das den körper aufrecht hält.
interessant nur die seelensendenden.

doch: die stärksten signale als die schönsten missdeutet, zu oft die schreienden gefunden.

Sonntag, 25. Januar 2009

monk lv3, scholar lv2, bard lv1

und wieder eine erkenntnis, die - trotz unzulässiger vermischung unterschiedlicher rollenspielsysteme und -termini - unbedingt auf mein virtuelles charakterblatt gehört:

immunität gegen bashing damage
anfällig für piercing damage

(mit dank an tobi)

Donnerstag, 22. Januar 2009

mündliche abschlussprüfung

ich habe zwei wochen gelernt, ich habe eine stunde geredet, ich wurde benotet.

ich habe zwei wochen lang gekämpft. mit dem gefühl, vor einer unlösbaren aufgabe zu stehen, unbestimmten erwartungen gerecht werden zu müssen. aus dem stand von nichts auf magister springen zu sollen. jeden tag wieder bis zur völligen erschöpfung die zur verfügung stehende kraft aufgeteilt auf verdrängen von angst und aufbringen von lernmotivation. gekämpft gegen meine standardstrategie in problemsituationen: stillhalten und aussitzen.

ich habe eine stunde lang das erworbene wissen wiedergegeben. aufgeregt aber sicher begonnen, dann mit jeder zweideutigkeit, jeder unbeantworteten frage mehr verloren, mich schwitzend in rage geredet, keinen fokus, aus dem konzept gebracht, letztlich nur noch verzweifelt halbe sätze stammelnd.

meine leistung wurde bewertet mit 2,7.

warum ich das hier berichte?
weil ich zum ersten mal in meinem leben in vollem bewusstein die steuerbarkeit der ereignisse begriff.
mein vortrag entsprach meinem lernvermögen. die note entsprach meinem vortrag. alles ging mit rechten dingen zu. eins ergab das andere. eine kausalkette von wunderbarer offensichtlichkeit.
und am anfang der ereignisse stand ich.

nicht die situation hat bestimmt, wie ich mich zu verhalten habe.
nein. ich habe bestimmt, wie die situation aussieht.

und das ist, so weh es auch tut, so etwas in einem alter von 30 jahren zugeben zu müssen, ein ungewohntes gefühl.
eine neue erfahrung.

Sonntag, 4. Januar 2009

passung

nicht was will ich sondern
wie geht es mir mit dem was ich habe

nicht wohin gehe ich sondern
wie gefällt es mir dort wo ich bin

nicht wer bin ich sondern
wie

Sonntag, 14. Dezember 2008

es war einmal...

und es begab sich zu jener zeit, als gitarrensoli noch eine halbe stunde dauerten und schlagzeuger anfingen, mit allen verfügbaren gliedmaßen gleichzeitig ihre trommeln zu bearbeiten, in jener guten alten zeit also, in der auch männern noch eine ausreichende menge haupthaar zugestanden wurde und die elektronik ihren weg in die tonstudios gerade erst anfing zu finden, da begab es sich, dass zwanzig jahre später zwei jungen geboren wurden, die nichts als musik und liebe im herzen trugen.

dummerweise hatten sie auch einen kopf, und in dem hatten sie einen ganzen haufen recht alberner ideen von geregeltem einkommen und abgeschlossenen ausbildungen und so ließen sie das musikmachen sein.

und wenn sie nicht gestorben sind, dann hadern sie noch heute.

Sonntag, 23. November 2008

depression

wir sind diejenigen, die verstehen wollen.
wir sind diejenigen, die hinter allem einen sinn vermuten.
wir sind diejenigen, die keine praktikablen lösungen wollen, sondern die richtigen.

warum?

weil wir auf der suche nach etwas sind,
das echt, wahr und ewig ist und
an dem wir uns festhalten können.

weil wir unsicher sind.

weil die zeit uns einholt, jedes mal.

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